1. Der blinde Fleck im Recruiting-Prozess
Wenn Besetzungen stocken, schauen viele zuerst auf das Offensichtliche: den Kandidatenmarkt, die Karriereseite, die LinkedIn-Kampagne. Doch das eigentliche Nadelöhr liegt meist woanders – nicht vor dem Interviewprozess, sondern mittendrin. Genauer gesagt: im Fachbereich. Hiring Bottleneck
In vielen Unternehmen verläuft der Recruitingprozess anfangs noch reibungslos: Das Sourcing liefert erste Profile, Recruiting organisiert Interviews, die Kandidat:innen sind interessiert. Und dann? Stillstand. Keine Rückmeldung nach dem Erstgespräch. Zweitgespräch ohne Termin. Oder neue Anforderungen mitten im Prozess. Das alles sind Symptome eines internen Bottlenecks, den kaum jemand offen anspricht.
Dabei ist die Datenlage eindeutig: In zahlreichen Projekten bei indivHR zeigt sich, dass 40–60 % der Time-to-Hire nach dem Versand der ersten Profile entsteht. Die Engpässe sitzen nicht im Markt. Sie sitzen am Schreibtisch der Hiring Manager.
2. Die 3 häufigsten Ursachen für den internen Engpass
1. Rückmeldungen dauern – oder kommen gar nicht
Wenn Fachbereiche das Feedback auf CVs oder Interviews nicht priorisieren, verliert der Prozess an Momentum. Gute Kandidat:innen springen ab oder gehen in andere Prozesse. Der Talent-Markt funktioniert in Echtzeit – aber intern wird in Kalenderwochen gedacht.
2. Unklare oder sich ändernde Anforderungen
Oft wird eine Vakanz ausgeschrieben, bevor klar ist, was wirklich gebraucht wird. Die Folge: ein Briefing, das sich „aus dem Bauch“ ergibt. Kandidat:innen passen formal, werden aber abgelehnt, weil „etwas fehlt“. Was genau, kann niemand sagen. Oder: Mitten im Prozess kommen neue Anforderungen dazu – und der gesamte Funnel beginnt von vorne.
3. Wunschkandidaten-Denken statt Entscheidungslogik
Viele Fachbereiche suchen nicht nach Kandidat:innen, die gut genug sind, um den Job erfolgreich zu machen – sondern nach dem Idealbild. Das Problem: Dieses Ideal ist oft unrealistisch, vor allem im IT-Bereich. Und es wird mit jedem Gespräch weiter aufgeladen, statt geschärft. Die Folge: Entscheidungslähmung.
3. Wie man das Bottleneck sichtbar macht – und systematisch behebt
Metriken, die den Engpass aufdecken:
- Time-to-Feedback: Wie viele Stunden/Tage vergehen zwischen Profilversand und RĂĽckmeldung?
- Interview-to-Offer-Ratio: Wie viele Gespräche führen zu einem Angebot?
- Candidate Dropout Rate: Wie viele vielversprechende Kandidat:innen steigen im Laufe des Prozesses aus?
Ein Monitoring dieser Kennzahlen zeigt sehr schnell, wo es hakt. Und wer genau das Bottleneck ist.
Werkzeuge und Prozesse, die helfen: Hiring Bottleneck
- Kickoff-Briefings mit Scorecards: Rollenprofile, die nicht nur „Aufgaben“ beschreiben, sondern Kriterien zur Beurteilung.
- Feedback-Templates mit Deadline: Standardisierte Formulare fĂĽr InterviewrĂĽckmeldungen mit Frist (z. B. 48h).
- Verbindliche SLAs zwischen Recruiting und Fachbereich: Wer liefert was bis wann? Was passiert bei Verzug?
Wichtig ist: Nicht Recruiting „unterstĂĽtzt“ den Fachbereich im Recruiting. Sondern der Fachbereich ist Co-Owner des Prozesses – mit klaren Verpflichtungen.
4. Stakeholder-Alignment ist keine Recruiting-Aufgabe – sondern Führungsaufgabe
Viele Recruitingprozesse scheitern nicht an der Marktseite, sondern an fehlender Klarheit auf Unternehmensseite. Wenn nicht klar ist, wer was entscheidet – oder wenn sich Anforderungen im laufenden Prozess ändern – wird aus einem gut gestarteten Projekt ein zähes Raten.
Was hilft:
- Verbindliche Briefings mit allen Stakeholdern: Keine Ausschreibung ohne echtes Alignment.
- Entscheidungsklarheit herstellen: Wer hat das letzte Wort? Wer darf nur Input geben? Wer trägt Risiko bei Fehlbesetzung?
- Bewertungslogik vereinbaren: Was bedeutet „gut genug“? Welche Abstriche sind akzeptabel, welche nicht?
Nur wenn diese Punkte vor (!) dem Sourcing geklärt sind, kann der Prozess effizient laufen. Alles andere erzeugt Nacharbeit, Frustration und verlorene Top-Kandidat:innen.
5. Was passiert, wenn das Hiring Bottleneck gelöst ist?
- Die Time-to-Hire sinkt messbar – nicht wegen mehr Bewerbungen, sondern wegen schnellerer Entscheidungen.
- Die Candidate Experience verbessert sich – weil Kommunikation verlässlich und zügig erfolgt.
- Fachbereiche entlasten sich selbst – weil der Aufwand sinkt, wenn Rollen sauber definiert und Gespräche zielführend sind.
Das eigentliche Ziel von Recruiting ist nicht Auswahl, sondern Entscheidung.
Wer die eigenen Engpässe kennt, kann den Markt besser nutzen. Wer intern Klarheit schafft, bekommt auch Klarheit im Prozess. Und wer endlich entscheidet, besetzt besser.
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indivHR unterstĂĽtzt bei der strukturierten Analyse von Bottlenecks, der Gestaltung effizienter Briefing-Formate und der EinfĂĽhrung verbindlicher Rollenprozesse im Recruiting.
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