Der Arbeitsmarkt steht Kopf: während Jobsuchende paradiesische Verhältnisse vorfinden, verzweifeln Unternehmen an der Suche nach Mitarbeitern und hohen Kosten für die Mitarbeitersuche durch den IT-Fachkräftemangel.
Der IT-Fachkräftemangel verschärft sich. Während sich viele altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen, suchen aufgrund der sinkenden Geburtenrate zu wenige eine Anstellung. Vor allem Pflege, Gastronomie und Bau leiden darunter. Aber auch andere Branchen, wie die IT klagen über Fachkräftemangel. Viele Berufe in der Technikbranche sind so spezialisiert, dass eine professionelle Suche wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen ist. Dieser Fachkräftemangel wird für Unternehmen immer größer. Das Karriereportal Stepstone hat erstmals die Kosten beziffert. Im Durchschnitt kosten unbesetzte Stellen ein deutsches Unternehmen einmalig 29.000 €.
IT-Fachkräfte werden dringend gesucht
Je nach Unternehmensgröße können die Kosten für IT-Spezialisten in schwindelerregende Höhen steigen, die im Vergleich zu den höchsten im Vergleich zu anderen Branchen gehören: laut Stepstone belaufen sich die Kosten für Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern mit 19.269 €, 37.301 € für Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern und sogar 96.228 € pro Vakanz für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. Die Statistiker von StepStone haben dazu die durchschnittlichen Tagesgehälter für die Dauer der umgesetzten Vakanzen hineingerechnet.
StepStone begründet das mit der Mindestwertschöpfung, die eine besetzte Stelle für Arbeitgeber generiert. Nicht berücksichtigt wurde jedoch ein potenzieller Umsatzverlust. Man geht also hier davon aus, dass das Gehalt exakt dem Wert der Arbeit entspricht. Was ganz klar zeigt, dass die tatsächlichen Kosten nennenswert höher liegen. Man kann davon ausgehen, dass Unternehmen Umsatzeinbußen verzeichnen, weil sie sehr lange brauchen, um eine offene Stelle zu besetzen.
„Aus diesem Grund müssen Unternehmen ihre Recruitingprozesse sehr schnell optimieren und parallel dazu langfristig in Mitarbeiterbindung investieren. Die Herausforderungen sind also vielschichtig“, so Ilka Szentkiralyi, Gewschäftsführerin der IT Recruiting Boutique indivHR.
Frau Szentkiralyi stellt den Recruitingprozess in den Mittelpunkt ihrer Kunden. Bewerbungsprozesse müssen dahingehend vereinfacht werden, dass potentielle Kandidaten diese rasch und wertschätzend durchlaufen.
„Unternehmen müssen verstehen, dass sie sich bei den potenziellen Mitarbeitern bewerben und nicht umgekehrt.“- so Ilka Szentkiralyi weiter.
Wie hoch der IT-Fachkräftemangel in Deutschland ist, zeigen diverse Statistiken. Branchenübergreifend ist die Zahl der Vakanzen für IT Fachkräfte 2021 auf 96.000 angewachsen. Dies entspricht einer Steigerung von 12 % im Vergleich zum Vorjahr. „Digitalisierung ist die Antwort auf Pandemie, Standortwettbewerb und Klimakrise, aber es fehlt an Expertinnen und Experten, um sie zu gestalten und zu treiben. Der IT-Fachkräftemangel trifft im Übrigen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Staat, der bei der Besetzung von IT-Jobs oft das Nachsehen hat“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
IT-Fachkräfte finden
In Zeiten von New Work müssen Arbeitgeber umdenken. Wir leben in einer globalisierten Welt und sollten so auch denken. Für viele Stellen ist es in Wirklichkeit egal, wo jemand sitzt, sofern eine gewisse Bereitschaft zum Reisen zu zB. Teammeetings, Kundentreffen, Workshops, etc. gegeben ist. „Macht es wirklich Sinn, eine Stelle monatelang unbesetzt zu lassen, nur weil niemand im Umkreis von 10-20 km gefunden wird?“ – fragt Ilka Szentkiralyi.
In Zeiten von Corona haben Menschen gelernt, dass man Beruf und Familie miteinander besser und tiefer verbinden kann. Sie möchten dort arbeiten, wo sie ihre Freunde und Familie haben und sind gerne bereit, dafür auch die Extrameile im Job zu gehen.
„In den nächsten Jahren wird die Zahl der IT-Vakanzen weiter steigen“, ist sich Ilka Szentkiralyi sicher.
Es wird zunehmend schwieriger werden, IT-Fachkräfte für sich zu gewinnen. Wir befinden uns jetzt schon in der Vollbeschäftigung, was IT Spezialisten angeht. Die Machtverhältnisse drehen sich und das wird sich in den nächsten zehn Jahren auch nicht ändern.
Dies führt unweigerlich zu steigenden Gehältern und flexibleren Arbeitsmodellen. Wer dies nicht wahrhaben will, wird den Kampf um IT Fachkräfte verlieren.