Überall sind die Klagen groß: „Der Fachkräftemangel!“ Oder: „Wir finden keine Mitarbeiter!“ Und: „Wenn sich Leute bewerben, dann sind sie zu schlecht qualifiziert. Die können einfach nichts.“ Oft geht das einher mit einem Verweis auf die Vergangenheit: „Früher haben wir noch etwas gelernt in der Schule, in der Ausbildung, im Studium, nicht nur so oberflächliches Wissen, wie das heute allerorten geschieht.“
Okay, zugegeben: Das war polemisch. Natürlich höre ich das nicht aus allen Unternehmen. Und selbstverständlich gibt es viele Unternehmen, die auch gar nichts zu meckern haben. Weil sie entweder auf einem Gebiet unterwegs sind, auf dem es genügend Fachkräfte gibt: Agenturen zum Beispiel. Oder Verlage. Oder weil diese als Unternehmen durch ihre Marken so bekannt sind, dass viele Bewerber dahin wollen, ohne sich zu fragen, ob es diese Firma überhaupt zu ihnen passt. Dazu gehören in Deutschland zum Beispiel Siemens, Porsche oder – auch – die Polizei (Quelle: Trendence-Studie zu den beliebtesten Arbeitgebern für Schüler, 2018/2019). Dass diese eher vor der Herausforderung stehen, aus der Fülle an Bewerbungen, die ins (virtuelle) Postfach flattern, die richtigen Leute auszuwählen, ist die Kehrseite der Medaille.
Besonders begehrt: Techniker
Wenn wir uns einmal die Zahlen betrachten, ergibt sich folgendes Bild: Die Bundesagentur für Arbeit gibt mit ihrem Faktencheck regelmäßig die dafür notwendigen Zahlen heraus. Diese besagen zum Beispiel, dass auf eine ausgeschriebene Stellenanzeige für Maschinenbau-Ingenieure bundesweit zwischen zwei bis vier Bewerber kommen.
Schauen wir uns regionale Unterschiede an, zeigt sich, dass der Markt in Baden-Württemberg und Bayern noch einmal anders aussieht: Hier kommen nur 1,4 (Bayern) bzw. 2,3 (Baden-Württemberg) potenzielle Bewerber auf eine Stelle. Elektrotechniker sind bundesweit in hohem Maße nachgefragt, hier gibt es rein rechnerisch meist Gleichstand zwischen offenen Stellen und Arbeitssuchenden. Das gleiche gibt übrigens für Techniker. Für diese besteht bundesweit ein riesiger Bedarf.
So weit, so frustrierend.
Auf der anderen Seite gilt aber auch: Natürlich gibt da draußen Menschen, die nach einem neuen Job suchen. Und das sind nur diejenigen, die offiziell als arbeitssuchend gemeldet sind: Daneben gibt es noch den Markt der verdeckt suchenden Mitarbeiter und derjenigen, die noch gar nicht wissen, dass sie suchen.
Volle Kraft voraus in Richtung Bewerber?
Und hier kommen meine Fragezeichen ins Spiel: Warum tun Unternehmen nicht alles dafür, die Fachkräfte zu finden, zu umwerben und zu binden, die da draußen offen oder verdeckt auf der Suche sind?
Beispiel gefällig? Ich habe Ihnen einmal drei Möglichkeiten zur Optimierung mitgebracht:
- Optimierung der Website: An diesem Punkt geht das, was sich Bewerber wünschen, und dem, was Unternehmen machen, weit aneinander vorbei. Bewerber wollen nicht bei jedem Arbeitgeber neu ein Bewerbungsformular ausfüllen. Sie wollen ihre Unterlagen entweder per Mail schicken oder per One-Click-Bewerbung übermitteln, wie die Candidate Journey Studie 2017 von Stellenanzeigen.de und metaHR aufzeigt. Bewerber wollen übrigens auch Kontaktmöglichkeiten auf der Karriere-Website finden und einen Ansprechpartner – und vielleicht noch einen tieferen Einblick ins Unternehmen gewinnen als nur die Beschreibung „Wir sind ein tolles, ehrgeiziges Team“.
- Gestaltung von Stellenanzeigen: Wenn Unternehmen mal die Perspektive wechseln und selbst auf ihre Stellenanzeigen blicken, sollten sie sich mal ehrlich die Frage stellen: „Hätte ICH Lust, mich auf diesen Job zu bewerben?“ In den Stellenportalen konkurrieren die eigenen Anzeigen ja mit Hunderten von Unternehmen mit ähnlichen Stellenprofilen. Ein rosa Glitzereinhorn muss es gar nicht sein, aber allein statt „Projektmanager (m/w)“ mal „Projektmanager (m/w) Realisierung Lager- und Fördertechnik“ zu verwenden, kann schon für mehr passende Interessenten sorgen. Und ergänzend zur Online-Präsenz: Auch ein kritischer Blick auf die eigene Anzeige in Konkurrenz zu Dutzenden anderer an einer Hochschulpinnwand sorgt schnell für Klarheit. Hand aufs Herz – Wer bleibt dann noch gern beim fröhlichen Grau?
- Präsenz auf Arbeitgeber-Bewertungsplattformen: So langsam setzt sich die Erkenntnis durch: Arbeitgeber-Bewertungsportale wie kununu.com und glassdoor.com gehen nicht mehr weg. Und Bewerber informieren sich über diese Plattformen. Dass mal ein Mitarbeiter unzufrieden ist, lässt sich nicht verhindern. Aber nicht dafür zu sorgen, dass es nur ein Profil dort gibt und dass schlechte Bewertungen individuell und persönlich beantwortet werden, liegt in der Hand jedes Unternehmens. Und was natürlich nicht vergessen werden sollte: Auch kritische Beurteilungen zeigen ein Verbesserungspotenzial, das Unternehmen nutzen sollten.
Fachkräfte gibt es. Man muss sie nur finden!
Dass es auch ganz anders geht, erlebte ich neulich hautnah bei einem Kunden aus München. Als das Gespräch auf seine Webentwickler kam, lachte er nur und sagte: „Webentwickler hier in München? Vergessen Sie´s! Die könnte ich nie bezahlen und gegen Google und die anderen großen Arbeitgeber hätte ich eh keine Chance.“ Stattdessen ging er in die Orte, an denen es zwar Fachkräfte, aber kaum Arbeit gibt – und fand so seine neuen Mitarbeiter. Klar, diese arbeiten nicht jeden Tag bei ihm im Büro, aber das sollte heute ja kein Problem mehr darstellen.
So wie es übrigens auch kein Problem mehr darstellen sollte, wenn Menschen Kinder bekommen oder sich um ihre Eltern kümmern möchten. Viel zu viele Arbeitgeber leisten es sich immer noch, Frauen nach der Familiengründung nicht wieder richtig in ihren Job zurückkommen zu lassen. Stattdessen werden diese aufs Abstellgleis geschoben.
Solange sich Unternehmen das leisten, ist der Fachkräftemangel nicht so richtig in den Köpfen angekommen. Daher mein Appell an Sie: Seien Sie klüger als Ihre Konkurrenz und machen Sie die Mitarbeitersuche und -bindung zur Chefsache!
Gerne bringen wir unsere langjährige Erfahrung bei Ihnen ein. Wir beraten Sie hinsichtlich Ihrer Recruiting-Strategie und Recruiting-Prozesse und unterstützen Sie bei der Suche nach Ihren MitarbeiterInnen.