Active Sourcing ist in den letzten Jahren ein immer wichtigerer Bestandteil im Recruiting geworden. Durch den Fachkräftemangel ist es für Unternehmen schwieriger geworden, offene Positionen zeitnah zu besetzen und die besten Kandidaten für sich zu gewinnen. Aus diesem Grund beauftragen viele Unternehmen Headhunter oder andere externe Dienstleister. Dadurch können sie auch Kandidaten aus dem passiven Stellenmarkt auf sich aufmerksam machen. Doch müssen auch die Personaler im Unternehmen Kenntnisse im Active Sourcing haben? Sind diese Kenntnisse überhaupt so einfach erlernbar und reicht es nicht, wenn der Headhunter sich mit dem Thema auskennt?
Warum überhaupt Active Sourcing?
Der immer präsentere War for Talents und der Fachkräftemangel führen zu einem zunehmend leergefegten Arbeitsmarkt. Passives Recruiting oder „Post and Pray“ – also eine Stellenanzeige schalten und hoffen, dass sich der perfekte Bewerber darauf meldet – funktioniert lange nicht mehr bei allen offenen Positionen. Entweder gehen erst gar nicht genügend Bewerbungen ein, oder es ist einfach kein genügend qualifizierter Bewerber dabei. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ist ausschließlich passives Recruiting schwierig geworden. Häufig haben sie keine allzu große Reichweite oder eine etablierte Employer Brand.
Während große Konzerne sich vor eingehenden Bewerbungen kaum retten können und eher Probleme haben, passende Bewerbungen zu erhalten, bekommen viele KMU überhaupt zu wenig Aufmerksamkeit.
Speziell bei Positionen im MINT-Bereich ist Active Sourcing ein wichtiger Bestandteil geworden. In diesem Bereich ist der War fot Talents besonders stark. Der Markt boomt und zu wenig qualifizierte Kräfte steigen neu in den Arbeitsmarkt ein.
Zudem erreicht man über die aktive Suche auch die Kandidaten, die nicht aktiv auf Jobsuche sind, aber offen für neue Angebote. Diese sind häufig auch die Kandidaten mit dem größten Potenzial. Sie arbeiten bereits in der Position, die das Unternehmen besetzen möchte.
Kann man Active Sourcing lernen?
Viele Personaler fragen sich sicher: es gibt doch professionelle Dienstleister für Active Sourcing – kann ich das überhaupt lernen? Die Antwort ist ja – wenn man will. Es geht hier jedoch nicht nur um das Erlernen der Methoden und Tools, sondern auch um ein Umdenken im Thema Recruiting. Die Rolle des Bewerbers ändert sich zu der des Kandidaten. Konkret heißt das: im passiven Recruiting muss sich der Bewerber dem Unternehmen präsentieren. Im Active Sourcing jedoch präsentiert sich das Unternehmen dem Kandidaten. Der Bewerbungsprozess wird in gewisser Weise umgedreht. Hat man diesen Grundsatz verinnerlicht, kann man durch Workshops und Schulungen auch den Umgang mit passenden Tools und Methoden lernen.
Einen Punkt kann man jedoch nicht erlernen: Die Erfahrungswerte des professionellen Sourcers.
Erfahrung ist wichtig im Active Sourcing
Natürlich gibt es einen Grund, aus dem es spezialisierte Dienstleister für Active Sourcing gibt. Professionelle Sourcer haben sich nicht nur über die Zeit einen Talent Pool aufgebaut, auf den sie zurückgreifen können, sondern haben auch das richtige Fingerspitzengefühl entwickelt, um jede Position perfekt besetzen zu können. Welche Methoden und Kanäle setzt man wann ein? Ein Beispiel: Im IT-Umfeld ist es in letzter Zeit nahezu unmöglich geworden, Kandidaten telefonisch direkt anzusprechen. Diese Möglichkeit ist im Sales-Umfeld aber immer noch die beliebteste. Es gibt von Position zu Position andere Punkte, auf die in der aktiven Suche Wert gelegt werden muss.
Ein weiterer Punkt, der besonderes Fingerspitzengefühl erfordert, ist die Direktansprache der ermittelten Kandidaten. Kandidaten in unterschiedlichen Positionen sind unterschiedliche Dinge wichtig. Nach diesen entscheiden sie, ob Interesse an einem Austausch über einen neuen Job besteht. Einigen ist das Unternehmen besonders wichtig, da die Branche eng vernetzt ist. Andere interessieren sich wiederum nur für die konkreten Aufgaben im Job und entscheiden danach, ob das Unternehmen ihnen zusagt. Im Active Sourcing ist es wichtig, auf die Wünsche und Anforderungen der Kandidaten einzugehen und trotzdem genug verkäuferisches Geschick mitzubringen, um sie von einem Wechsel zu überzeugen.
Grundkenntnisse sind von Vorteil
Zurück zur Anfangsfrage: ist Active Sourcing Pflichtwissen für Personaler? Pflicht ist es sicher nicht, aber es kann ein großer Vorteil in der Auswahl der richtigen Recruiting-Methoden sein. Ist ein Grundverständnis über das Thema Active Sourcing gegeben, lässt sich besser entscheiden, für welche Positionen es ausreicht, passiv Stellenanzeigen zu schalten und bei welchen offenen Positionen Active Sourcing unumgänglich ist. Fehlt dann das entsprechende Fachwissen, um den Sourcingprozess professionell selbst umzusetzen, kann immer noch ein externer Active Sourcing Dienstleister hinzugezogen werden.
Wie in vielen anderen Bereichen gilt auch beim Active Sourcing: Grundkenntnisse bringen dem Personaler Vorteile im Gegensatz zu jemandem, der noch nie etwas von der Methode gehört hat. Ob das Wissen ausreicht, um schließlich alle Stellen selbst zu besetzen, kann immer noch im Einzelfall entschieden werden.