IT-Spezialisten sind Mangelware. Kein Wunder, wird der Spiess umgedreht: Die Unternehmen müssen sich bei den Kandidaten bewerben. Active Sourcing liegt im Trend und verspricht schnelle Erfolge. Bei der Rekrutierung mit direkter Ansprache lauern aber auch einige Fettnäpfchen. Viele IT-Spezialisten sind zunehmend genervt über zu viele und unprofessionelle Anfragen. Was tun?
Als ob wir es nicht schon lange wüssten, hat eine Studie der ICT-Berufsbildung den Fachkräftemangel in ihrer Branche noch einmal untermauert: Bis zum Jahr 2026 fehlen der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) rund 40 000 Spezialisten. Eine erschreckende Zahl. Trotz Bemühungen in Aus- und Weiterbildungen könne dieser Bedarf nicht gedeckt werden, konstatieren die Verfasser der Studie. Aber was sind wichtige Active Sourcing Tipps?
Vor diesem Hintergrund gibt es einen Rollentausch: Die Unternehmen suchen in sozialen Netzwerken, Lebenslaufdatenbanken und Talent Pools nach geeigneten IT-Talenten. Und bewerben sich bei ihnen anstatt umgekehrt. Active Sourcing wird immer beliebter. Zwar wünscht sich die Mehrheit der Kandidaten eine Direktansprache durch die Unternehmen: Laut der Studie «Recruiting Trends 2018» der Universität Bamberg bevorzugen 60 Prozent der Befragten, direkt von den Arbeitgebern kontaktiert zu werden. Doch im hart umkämpften IT-Arbeitsmarkt kann es des Guten zu viel sein.
Viele Profile werden von unprofessionellen Direktanfragen überhäuft
Gerade die sehr gefragten IT-Profile werden überhäuft von Anfragen – die Fachkräfte zeigen sich zunehmend genervt davon. Verständlich: Laut der Universität Bamberg spricht ein deutsches IT-Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden und einem Umsatz ab 50 Mio. Euro durchschnittlich 13 IT-Profile pro Tag aktiv an. Etwa zwei Drittel der Männer werden mindestens einmal pro Monat von Rekrutierungsspezialisten kontaktiert, bei den Frauen ist es etwas mehr als die Hälfte. Ilka Szentkiralyi, Expertin in Active Sourcing, bestätigt: «In Branchen mit Fachkräftemangel wie der IT-Branche herrscht auf Business-Netzwerken bereits eine Übersättigung an Active-Sourcing-Aktivitäten. Viele der Profile werden zunehmend von unprofessionellen Direktanfragen überhäuft und ziehen sich bereits aus den gängigen Sourcing-Kanälen zurück.»
Melden sich Unternehmen zu oft bei potenziellen Kandidaten, bewerben diese sich nachweislich nicht mehr dort. Ausserdem meiden sie die Kanäle, über die sie zu oft kontaktiert wurden, und löschen die Anfragen direkt, ohne sie gelesen zu haben. In dem Versuch, Fachkräfte für sich zu gewinnen, können Unternehmen diese vergraulen – und erleiden einen Imageverlust. Jeder zehnte Kandidat redet negativ über Unternehmen, die sich zu häufig gemeldet haben. Und vier von zehn Kandidaten sind verärgert, da die Anfragen nicht zu ihren Fähigkeiten passen oder standardisierte Kontaktanfragen sind.
Mehrfachmandate als erhebliches Risiko
«Wenn Unternehmen Active-Sourcing-Mandate exklusiv an eine Personalvermittlung vergeben, ist das ein Gewinn für alle: Das Unternehmen verhindert Mehrfachansprachen und riskiert keinen Imageverlust, und die Kandidaten werden spezifisch angesprochen, nicht belästigt.»
Ilka Szentkiralyi, Rekrutierungsspezialistin bei indivHR
Wir geben daher folgende Active Sourcing Tipps:
Hat Active Sourcing bei IT-Fachkräften also bereits ausgedient? Auf keinen Fall, aber: «Erfolgreiches Active Sourcing bedingt erfahrene Recruiter, die das nötige Wissen und die Zeit haben, sich mit dieser Aufgabe auseinanderzusetzen», sagt Gerhard Zeiner. Doch für viele Firmen, insbesondere für KMU, sei richtiges Active Sourcing ressourcentechnisch gar nicht machbar. Wer sich das Know-how nicht intern in einer Fachstelle aneignen kann, sollte sich daher nicht scheuen, auf externe Experten zurückzugreifen. «Es ist besser, Spezialisten mit der Sache zu betrauen, statt bei Kandidaten einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, der oft nicht mehr rückgängig gemacht werden kann», so Gerhard Zeiner. Hier lauert allerdings ein weiterer Stolperstein. Im Bestreben, möglichst schnell die Vakanzen zu besetzen, vergeben einige Unternehmen ihre Active-Sourcing-Mandate an mehrere Personalvermittler. Die Konsequenz: Die IT-Fachkräfte werden von unterschiedlichen Recruitern für dieselbe Firma angesprochen. Dass die Adressierten darüber verärgert sind, ist nachvollziehbar.
Ebenso der Imageschaden. «Wenn Unternehmen Active-Sourcing-Mandate exklusiv an nur eine Personalvermittlung vergeben, ist das ein Gewinn für alle: Das Unternehmen verhindert Mehrfachansprachen und riskiert keinen Imageverlust, die Kandidaten werden sehr spezifisch angesprochen und nicht belästigt. Und die Personalvermittlung hat Zeit, das Profil zu schärfen, das Netzwerk zu durchsuchen und die Ansprache gezielt und persönlich zu gestalten», erläutert Nora Szentkiralyi, Rekrutierungsspezialist im Bereich IT bei indivHR. Zwar benötigt ein Unternehmen mit nur einer Personalvermittlung potenziell ein bisschen mehr Geduld. Dafür kann es im Gegenzug sicher sein, dass es zu keinen Mehrfachansprachen kommt – und das Image intakt bleibt.
indivHR hilft Ihnen gerne mit maßgeschneiderten Lösungen und Active Sourcing Tipps, damit Sie im Recruiting noch erfolgreicher werden.